Ein Bericht zum Projekt: Deutsche Wiedervereinigung, erzählt aus
koreanischer Perspektive.
Erinnerung an Westdeutschland (12.2018–).
Ein Co-Projekt der Korea Foundation und der Yonhap-Nachrichtenagentur (ROK)
Das Jahr 2019 markiert nicht nur das dreißigste Jubiläum des
Berliner Mauerfalls (9.11.1989), sondern deutet auch auf den möglichen Beginn
einer neuen Epoche auf der koreanischen Halbinsel hin, auf der die nach dem
Ende des zweiten Weltkrieges eingeführte Teilung der Nation nun bereits über 70
Jahre anhält.
Für Korea gelten die
Erfahrungen in Deutschland immer als ein lehrreiches Beispiel, um die Teilung
zu verstehen und deren Überwindung zu planen. Bisher hat man sich in Korea
jedoch zu sehr auf die Geschehnisse in Deutschland nach 1989 konzentriert, nur um
festzustellen, dass es in Korea und Deutschland zu viele unterschiedlichen
Ausgangssituationen gab und gibt.
Dafür hat man, so glauben
wir, viel zu wenig und zu selten danach gefragt, was für ein Land und welche
Art von (Zivil-)Gesellschaft wir in der alten Bundesrepublik Deutschland
(Westdeutschland) bis zu diesem Zeitpunkt finden konnten. Dasselbe gilt auch
für die DDR und deren Bürger, die auch je nach Zeitpunkt unterschiedlichen Dynamiken
unterworfen waren.
Diese unterschiedlichen
Konstellationen möchten wir mit unserem Projekt Deutsche Wiedervereinigung,
erzählt aus koreanischer Perspektive. Erinnerung an Westdeutschland unter
die Lupe nehmen.
Dabei thematisieren wir nicht
nur die Ergebnisse, sondern auch die Bedingungen und Motivationen, die trotz
der langen Teilung und des Lagerdenkens im Kalten Krieg zu einer Annäherung und
zur minimalen Konsensbildung zwischen beiden Deutschländern und deren gespalteten
Gesellschaften beitrugen. Vor allem stellen wir die Frage in den Vordergrund,
wie die Gesellschaften und die Bürger von gespalteter Nation eine Konfliktfähigkeit entwickeln können,
die zur Normalisierung der verfeindeten Verhältnisse und zum Erhalt der Einheit
in Vielfalt beitragen kann. Dabei handelt es sich um eine universale Frage, die die Erfahrungen der Deutschen mit einigen Hauptanliegen
der Koreaner verbinden kann.
Erste Ergebnisse erschienen bereits im Dezember 2018, denen
in regelmäßigen Abständen weitere Beiträge in verschiedenen koreanischen
Tageszeitungen und im größten Internetportal Südkoreas mit einer dem Projekt
gewidmeten Rublik folgen werden. Das Projekt erfuhr sehr positive Resonanz aus
der Öffentlichkeit (Link zu allen veröffentlichten Beträgen).
Konkret gab es bisher Diskussionen mit Zeitzeugen und
Experten zu folgene Themen:
1. Altes Lagerdenken (sogenannter West-West-Konflikt) in
der alten Bundesrepublik Deutschland und dessen allmähliche Überwindung während
der Teilung, insbesondere zwischen Ende der 1960er Jahre und Mitte der 1970er
Jahre im Zusammenhang mit der neuen Ostpolitik von Bundeskanzler Willy Brandt
und Bundesminister Egon Bahr (zum Beitrag).
2. Motivationen und Strategien für die Überwindung des
Lagerdenkens und für die West-Ost-Annäherungen, insbesondere ihre Bedeutung für
die spätere Entwicklung in den 1980er-Jahren in Deutschland (zum Beitrag).
3. Kommentare zu konkreten Ereignissen der Konflikte und zur
Konsensbildung dieser Zeit. Ihre Implikationen für Korea (zum Beitrag)
4. „Dialog mit der Opposition ist zumindest so wichtig
wie mit Nordkorea. Eine kritische Prognose über den US-NK-Gipfel und die
anschließende Entwicklung“. Interview mit Herrn Prof. Dr. Park Myung Lim
(Politikwissenschaftler an der Yonsei Univ. Korea / Director of Kim Dae-jung
Presidential Library and Museum) (zum Beitrag)
5. „Südkorea soll und kanndamit anfangen, freie Reisen seiner Bürger nach Nordkorea zu ermöglichen“. Interview
mit Herrn Detlef Kühn (ehm. Präsident des Gesamtdeutschen Instituts, Verwaltungs-
und Rundfunkdirektor von Sachsenradio, Präsident der Landesmedienanstalt für
den privaten Rundfunk in Dresden) (zum Beitrag)
6. „Mit 30 als die Berliner Mauer fiel. Über die Mißverständnisse
und die Annäherungen der Menschen vor und nach der Wiedervereinigung Deutschlands“
Interview mit Herrn Ministerialrat Andreas Wessel-Terharn (Leiter des Referats
VIID4 im Arbeitsstab neue Länder) (zum Beitrag)
Zur Zeit
führen wir weitere Gespräche mit Menschen, die die Zeit der Teilung und den
Prozess der deutschen Wiedervereinigung aus den unterschiedlichsten
Perspektiven erlebt haben.
Mit besonderem
Interesse am Wandel innerhalb West- und Ostdeutschlands bis
1989 werden wir Themen wie ‚Politische Bildung‘, ‚Pluralistische
Demokratie‘, ‚Demokratische Streitkultur‘, ‚das (Weiter-)Bildungsystem‘, ‚Integration
der und Unterstützung für die DDR-Flüchtlinge und ausländischen (Gast-)Arbeiter
bis 1989‘, ‚Änderung der Wahrnehmung bzw. Meinung normaler BRD-Bürger zu
DDR, Wiedervereinigung, Ost- und neue Ostpolitik‘, um die wichtigsten zu
nennen, noch eingehender behandeln.
Wir freuen
uns sehr auf Ihre kritische Anregungen und danken Ihnen für die Unterstützung
Korea Foundation Berliner Büro
(contact info: kfeurope@kf.or.kr)